Schmerz Inneres Kind Seminar Manish

Die Identifikation mit dem Schmerz des Anderen

Die Identifikation mit dem Schmerz des Anderen

In der Arbeit mit kranken Menschen muss man mehr als sonst „bewusst“ sein. Das bedeutet, nicht die Krankheit des Anderen zu übernehmen. Sich nicht mit dem Anderen identifizieren. Wie kann man jemanden pflegen, wenn man sich mit der Krankheit des Anderen identifiziert und dann selber leidet?

Wie kann eine Mutter ihrem Kind helfen, wenn sie leidet, weil das Kind Schmerzen hat? Viele Frauen sagen unbewusst, „ich bin eine gute Mutter, denn wenn meine Tochter Schmerzen hat, habe auch ich Schmerzen.“ Aber das stimmt nicht, man ist keine gute Mutter. Man ist eine gute Mutter, wenn man sich von dem Schmerz seiner Tochter löst. Heutzutage wird es als eine „Qualität“ betrachtet, wenn eine Mutter sich mit den Schmerzen des Kindes identifiziert. „Ich leide auch, wenn meine Kinder leiden“. Das ist nur ein Glauben, eine Konditionierung.

Wir leiden, weil wir angehaftet sind. Theoretisch muß ein Mensch abgelöst sein, wenn er drei Jahre alt ist. Wenn ein Mensch abgelöst ist, wird er nicht leiden. Wenn man von seiner Tochter gelöst ist und sie warum auch immer leidet, wirst man selber nicht leiden. Man wird Mitgefühl und Liebe für sie haben, aber man wird nicht leiden.

Eine Mutter leidet, weil ihr Sohn gestürzt ist und jetzt Knieschmerzen hat. Auf einmal hat sie auch Knieschmerzen. Da kann sie ihrem Sohn nicht helfen! Noch dazu fühlt sich das Kind schuldig, seiner Mutter weh getan zu haben! Man muß klar bei sich sein und sagen: „mein Sohn hat Schmerzen, nicht ich.“ Ansonsten ist es keine Liebe sondern Anhaftung.

Das Kind leidet an Schmerz

Ein Kind ist eine andere Sache. Ein Kind braucht die Präsenz, die Kraft und das Bewusstsein der Eltern. Wenn ein Kind seine Mutter sieht, wie sie leidet, bekommt es Angst, denn es braucht gleichzeitig die Eltern zum Überleben. Ein Kind kann daran leiden, seine Mutter leiden zu sehen. Das geschieht sehr häufig, weil das Kind abhängig von den Erwachsenen ist. Die Mutter zeigt dem Kind ihr Leiden, damit sich das Kind um sie kümmert. Da spielt die Mutter das Opfer oder das „kleine Mädchen“. Das Kind fühlt sich dann so, als ob es sich immer um seine Mutter kümmern muß.

Wenn man jemanden auf den Fuß tritt, hat der andere Schmerzen. Man selber hat keine Schmerzen. Man kann den Schmerz des Anderen verstehen und Anteil daran nehmen, aber man kann den Schmerz nicht teilen. Man kann ihn sehen, behandeln und pflegen. Das zu erkennen ist Bewusstsein. Wenn man das Leiden der Anderen sieht, muss man in sein Bewusstsein, sein Inneres gehen. Sonst wirst man krank und selber leiden.

Auszug aus dem Vortrag von Dhyan MANISH am 27.09.2017 in Troisdorf zum Thema “Wie vermeide ich Burnout?”