Dhyan MANISH, Heilungsprozess, Krankheit, Meditaion

Die Bedeutung der Meditation im Heilungsprozess

„Die Bedeutung der Meditation im Heilungsprozess einer Krankheit“


Welche Rolle spielt Meditation für die Heilung?
Sie ist das entscheidende Element! Es ist ja nicht die Technik, die heilt. Die Technik kann nur so gut sein, wie der Techniker bzw. der Therapeut, der sie anwendet. Alle Methoden – egal, ob Allopathie, Homöopathie oder andere alternative Methoden – sind mehr oder weniger gut. Aber auch die schönste Methode wird fehlschlagen, wenn sie von einem schlechten Techniker angewandt wird. Da wird nichts passieren oder sie wird vielleicht sogar das Gegenteil bewirken. Ein guter Techniker kannst du nur werden, wenn du Bewusstheit für dich selbst und deine Arbeit entwickelst. Und Bewusstheit kommt vor allem durch Meditation. Die Meditation macht den Unterschied. Ein Heiler, der sie nicht praktiziert, kann keine guten Resultate haben. Die Meditation wird dir Präsenz und Bewusstheit geben. Du lernst, zuzuhören, offen zu sein und ohne Erwartung an eine Situation heranzugehen. Das sind ganz wichtige Eigenschaften sowohl für den Heiler als auch für den Patienten.

Wie erklärst du Leuten, die ohne jegliches Vorwissen in eine Gruppe kommen, was Meditation eigentlich ist?
Meditation bedeutet Begegnung mit dir selbst. Und die kann man nicht aus Büchern lernen, die kann man nur erfahren. Also sage ich den Teilnehmern:

  • Schließe die Augen.
  • Spüre deine Füße auf dem Boden.
  • Lass den Unterkiefer locker und lass die Spannung los.
  • Halte deine Lippen leicht geöffnet und beobachte deine Atmung.

Diese Art von Präsenz ist schon Meditation. Du kommst in Kontakt mit deinem Inneren. Die Meditation hilft dir, in das Innere deines Hauses zu gelangen. Unser Problem heute ist ja, dass wir so sehr auf das Außen gerichtet sind, dass wir den Kontakt mit unserem Inneren verloren haben. Alles bezieht sich auf das Außen: Was sagen die anderen? Was mögen sie denken? Dabei vergisst man sich selbst.

Und das ist auch die Gefahr bei einem Heiler: Dass er all seine Energie nach außen richtet, um dem anderen zu helfen und sich selbst noch gar nicht wirklich kennt. Der erste Satz, den Osho damals zu mir sagte, war: „Heiler, heile dich selbst!“ Das war für mich eine richtige Offenbarung.

Hast du das als Aufforderung an dich selbst verstanden?
Natürlich! Ich habe das so verstanden, dass ich mich noch viel mehr selbst entdecken muss. Osho sagte zu mir: „Du kennst die Meditation nicht.“ Das stimmte zwar nicht ganz, denn ich hatte schon Erfahrungen mit Meditation gesammelt, aber eben noch nicht ausreichende. Also habe ich dann jahrelang Oshos Meditationen praktiziert. Mehr als neun Jahre habe ich jeden Tag die Dynamische Meditation gemacht. Damals habe ich begriffen: Sich selbst heilen heißt meditieren! Deswegen sage ich auch in den Gruppen immer wieder: Die Meditationen von Osho sind die besten therapeutischen Techniken, um sich zu heilen.

Was hat sich für dich durch diese jahrelange Praxis der Meditation verändert?
Vor allem bin ich viel präsenter geworden. Das hilft mir enorm für meine Arbeit. Wenn ich eine Gruppe mache, gibt es für mich nie ein vorgefertigtes Schema. Ich lasse mich vollkommen auf die Energie der jeweiligen Gruppe ein, die von jedem einzelnen Teilnehmer mitgeprägt wird. Mit dieser Energie arbeite ich und bin für alle Möglichkeiten offen. Ich habe Vertrauen in das, was passiert.

Es ist wie Kabir sagt: „Dein Scheitern bist du ohne Gott.“ So sehe ich das auch: Mein Scheitern bin ich ohne die Existenz, ohne meinen Meister, ohne Osho. Diese Empfänglichkeit für die Existenz habe ich durch die Meditation bekommen.

Wenn ich eine Sitzung mit einem Patienten mache, dann ist das für mich Meditation. Ich schenke, was ich zu geben habe. Ich schaue also nicht nur, was der Klient braucht, sondern vor allem schaue ich, was ich ihm schenken kann. Und gleichzeitig empfange ich auch vom Klienten. Dieser Unterschied zwischen Geben und Empfangen ist sehr wichtig. Die Meditation schafft diesen Raum für beides.

Wenn du sagst, dass Meditation die Basis für Heilung ist – wie erklärst du dann, dass viele erleuchtete Meister wie Ramana Maharshi oder auch Osho sehr krank waren?
Das ist tatsächlich eine Frage, die ich mir mehr als einmal gestellt habe. Wenn ich eine Antwort versuchen soll, könnte ich positiv sagen, dass ein Erleuchteter so sehr in einem Raum jenseits seines Körpers lebt, dass sein Körper nicht mehr genug Energie bekommt. Dadurch wird sein Körper sehr fragil und anfällig für Krankheiten.

Die andere Antwort wäre: Vielleicht waren sie sich auch ihrer Körper nicht ausreichend bewusst. (lacht) Osho hat sicher Fehler in Bezug auf seine Gesundheit gemacht. Aber gerade das hat auch eine eigene Schönheit: Selbst ein erleuchteter Meister ist zunächst vor allem eines: ein Mensch. Also macht er auch menschliche Fehler. Doch auch wenn Osho körperlich krank war, so waren doch seine Energie und seine Seele nicht davon berührt.

Menschen, die schwer krank sind und von der Heilkraft der Meditation erfahren, kommen – verständlicherweise – oft mit riesigen Erwartungen. Dann stellen sie häufig fest, dass Heilung eben doch nicht so einfach passiert, und reagieren enttäuscht. Ist es deswegen nicht auch wichtig, von vornherein die Grenzen der eigenen Möglichkeiten zu sehen?
Ganz sicher! Ich arbeite ja oft mit Menschen, die schwer krank sind oder sogar am Ende ihres Lebens stehen. Doch auch wenn sie körperlich nicht mehr geheilt werden können, so kann ihnen die Meditation dennoch helfen, anders mit ihrer Krankheit zu leben und sich auf den Tod vorzubereiten. Eine ganz neue Sicht auf das eigene Leben und den Tod kann so entstehen. So kann eine solche Periode – auch wenn sie kurz ist – ein sehr wichtiger und schöner Teil des Lebens sein. Für mich ist klar, dass Leben mit dem Tod nicht aufhört. Wenn also jemand Krebs hat und ihm nur noch ein Jahr bleibt, kann das ein sehr wertvolles Jahr werden. Dann nämlich, wenn diese Person sagt: Ich will erkennen, wer ich bin! Ich will verstehen! Und wenn sie sich während dieses Jahres ihrer selbst durch Meditation und heilende Therapie bewusst wird. Diese Person stirbt dann, aber dieses Jahr der Erkenntnis und der Heilung stirbt nicht. Es bleibt und wird der Menschheit weitergegeben. Osho hat immer wieder gesagt, dass die Menschheit eine organische Einheit ist. So kann selbst eine kleine Arbeit, die vor dem Tod gemacht wurde, eine große Arbeit für die Lebenden sein. Auch das ist Heilung.

Kannst du dafür ein Beispiel geben?
Ich habe das ja selbst erfahren. Die ersten drei Jahre meines Lebens war ich halbseitig gelähmt und konnte nicht laufen. Mit drei Jahren sagte ich dann: Ich will nicht für immer im Rollstuhl bleiben – ich will laufen! Und es ging. Heute findet man in meinem Körper kaum noch Spuren dieser Krankheit. Wer hat diesem kleinen Jungen damals den Impuls für seine Heilung gegeben? Das war ja nicht ich. Das sind andere Menschen vor mir gewesen, die sich vielleicht ihr ganzes Leben mit dieser Krankheit herumgeschlagen haben oder sogar an ihr gestorben sind, damit ein kleiner Junge von drei Jahren laufen kann. Es gibt also auch einen größeren Zusammenhang, in dem Heilung geschehen kann.

Natürlich haben wir Grenzen. Unsere Grenze ist der Tod. Aber solange der Tod noch nicht da ist, ist keine Arbeit umsonst. Sie stirbt nicht. Alle Arbeit wird dann von jemand anderem aufgenommen und weitergeführt. Das ist das Wunderbare, das ich durch Osho erfahren habe: Wir arbeiten für die individuelle Heilung, für ein Sich-Bewusst-Werden, aber wir schenken es der ganzen Menschheit.

Was sagst du zu jemanden, der schwer krank mit der Erwartung zu dir kommt: Du bist Heiler, bitte heile mich!
Wer so eine Erwartung hat, ist auf dem falschen Weg! Heilen kannst nur du dich selbst. Ich kann ihm dabei helfen, aber die Arbeit muss er selber machen! Wenn du willst, dass dich jemand heilt, nimm ein Medikament! Aber selbst da gilt: Es wird nur wirken, wenn du es nimmst, damit du dich heilst. Das ist der ganze Unterschied: Du nimmst das Medikament, damit es dich heilt, oder du nimmst es, um dich selbst zu heilen. Nur Letzteres kann funktionieren. Das ist die große Wahrheit, die ich bei Osho erfahren habe: Dass wir zu 100 Prozent für uns selbst verantwortlich sind. Für unser Leben und unseren Körper. Man kann nicht auf das Wunder von außen bauen.

Und wenn dein Patient dann sagt: Okay, das sehe ich ein – aber was kann ich denn tun, um mich zu heilen?
Meditiere! (lacht) Mache die Dynamische! Das ist fast immer die richtige Antwort. Werde dir bewusst, arbeite an dir selbst!

Allerdings dürfte die Dynamische für einen Patienten im Endstadium wohl zu anstrengend sein…
Das stimmt, aber dennoch kannst du auch in so einer Situation anfangen, dir deiner Emotionen bewusst zu werden und sie auszudrücken. Es gibt keine Heilung ohne Ausdruck von Emotionen! Ob es Wohlbefinden ist, Lachen, Tränen, Wut oder Angst: Drücke es aus! Die wichtigste Eigenschaft beim Heilen ist Bewusstheit. Meditation schafft diese Bewusstheit. Mit ihr wirst du dir deiner Emotionen bewusst, deines Leben und deines Todes. Diese Bewusstheit ist Heilung. Vielleicht ist diese Heilung dann nicht mehr körperlich, aber sie kann auf einer psychischen und spirituellen Ebene geschehen. Und das ist die wahre Heilung!