Meine Vision der Reinkarnation unterscheidet sich von vielen anderen Visionen. Natürlich glaube auch ich an die Reinkarnation, aber nicht an die individuelle Reinkarnation.
Die Definition des Wortes Reinkarnation ist: sich erneut inkarnieren, also einen neuen Körper annehmen.
Meine Vision ist, dass, wenn man denkt, dass man individuell reinkarniert, man nur das bisherige Leben fortsetzen würde. Für mich ist das einfach der Glaube des Egos.
Der Tod ist eine Niederlage für das Ego, und Niederlagen akzeptiert das Ego nicht. Aber der Glaube an eine persönliche Reinkarnation erschafft im menschlichen Wesen einen Wert für das Ego: „Nach meinem Tod werde ich weiter existieren, ich werde das fortsetzen können, was ich in diesem Leben nicht geschafft habe.“ Oder: „Ich werde für alle Fehler, die ich in diesem Leben gemacht habe, bezahlen.“ Oder auch: „Ich meinem letzten Leben war ich eine wichtigen Persönlichkeit.“ Oder: „Ich war eine schlechte Person und heute bezahle ich dafür, aber das ist mein Karma.“
Alle diese Vorstellungen klingen für mich nicht richtig. Sie verringern in großem Umfang die Akzeptanz des jetzigen Lebens, die Akzeptanz von Geburt und Tod. Auch deshalb sagen bestimmte buddhistische Schulen, dass das Paradies der jetzige Augenblick ist. Für mich ist mein Leben mit meinem Potenzial und meinem freien Willen einzigartig. Es liegt jetzt an mir, meine Mission zwischen diesen beiden Dimensionen, der Geburt und dem Tod, zu erfüllen. Das Ergebnis ist einzigartig und es gehört ausschließlich mir in meiner ganzen Individualität. Aber das soll nicht heißen, dass das Ergebnis meines Lebens nach meinem Tod nicht mehr da ist. Während meines Lebens und nach meinem Tod wird die Existenz durch meine Taten genährt, die Existenz benutzt diese Taten, um sie anderen zu schenken. Das bedeutet, dass, wenn meine Taten positiv sind, die Existenz und die Menschheit reicher sind, und wenn meine Taten negativ sind, dann sind die Existenz und die Menschheit ärmer.
Die negativen Taten müssen aber nicht negativ bleiben, sie können vom Bewusstsein jedes Einzelnen transformiert werden und auf diese Weise zu positiven Taten werden, die ihrerseits die Existenz und die Menschheit nähren. Daher spielt meine Inkarnation eine wichtige Rolle und ich trage die Verantwortung dafür, ob ich eine positive oder negative Welt erschaffe. Natürlich bin ich nicht alleine, wir alle sind in dieser Dimension. Wir, und nur wir sind für unser irdisches Leben verantwortlich und wir sind es, die die Welt verändern können. Die Existenz hat dem Menschen in Bezug auf Verantwortung und Freiheit ein riesiges Geschenk gegeben, den freien Willen. Diese Dimension erlaubt es uns, der göttliche Schöpfer oder der Zerstörer, der Teufel, unseres eigenen Lebens und des Lebens allgemein auf der Erde zu sein.
Der freie Wille erlaubt es uns, unser Bewusstsein, das mit der universellen Wahrheit verbunden ist, zu benutzen. Eine Metapher meiner Vision der Reinkarnation ist folgende: Als ich gezeugt wurde, haben meine Eltern auf genetische Weise ein Glas erschaffen, in das die Existenz etwas Wasser mit kollektiver Energie hat fließen lassen. Deshalb bin ich nicht die Reinkarnation eines einzelnen Wesens, sondern mehrerer Wesen. Ich habe vielleicht mehr von X geerbt, aber eben nicht nur von X, sondern von mehreren Energien: A, B, C… Natürlich wird mein Leben stark von X beeinflusst, aber ich kann nicht sagen, dass ich die Reinkarnation von X bin. In meiner Reinkarnation ist nur ein Teil von X enthalten.
Nach meinem Tod ergießt sich mein persönliches bewusstes Wasser, das durch die Taten in meinem Leben transformiert wurde, erneut in den großen See der Existenz, und weil die Existenz für einen neuen Körper neues Wasser benötigt, bedient sie sich dieses Wassers, das aus allen bewussten individuellen Wassern zusammengesetzt ist, und so entsteht eine neue (Re-) Inkarnation.
Wenn ich von der Energie des bewussten individuellen Wassers spreche, dann muss man verstehen, dass das Bewusstsein unsterblich ist. Daher kann es erneut benutzt werden. Dagegen ist die unbewusste individuelle Energie sterblich. Sie löst sich im Nichts auf.
Aus diesem Grund sage ich immer wieder, dass es nur in der Existenz Unsterblichkeit gibt, denn die Existenz ist auch das kollektive menschliche Bewusstsein. Für diese Vision muss man verstehen, dass das bewusste Wesen in seiner Essenz unsterblich ist.